Stand des Projektes «Zündhölzer-Industrie im Frutigland»

Als 1850 die erste Zündhölzlifabrik in Frutigen entstand, ahnte wohl noch niemand, welche Folgen dies für die ganze Gegend haben sollte. Während rund 110 Jahren bedeutete diese Industrie für die Bevölkerung dringend benötigtes Einkommen, aber auch grosse gesundheitliche Probleme, Kinderarbeit, teilweise schlechte Arbeitsbedingungen, gesetzliche Vorschriften und schliesslich die Übernahme vieler Betriebe durch einen schwedischen Trust. Es entstanden nach und nach 24 Betriebe in Frutigen, Wengi, Reichenbach, Adelboden, Kandergrund und Kandersteg. Bis 1910 wurden 15 davon wieder geschlossen. Das Frutigland entwickelte sich zur schweizerischen Hochburg der Zündhölzliproduktion. Bis heute überlebt hat die Firma Pyrotechnik Willen in Frutigen.

Die Kulturgutstiftung will diese Geschichte weiter erforschen, dokumentieren und der Nachwelt erhalten. Sie hat dazu eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Diese schlägt ein dreiteiliges Projekt mit einem Vortrag, einer Broschüre und einem Zündhölzlimuseum vor. Der Stiftungsrat hat diese Idee genehmigt und grünes Licht zur weiteren Bearbeitung gegeben.

Vortrag

Nebst einer Zusammenfassung der Zündhölzligeschichte von Arthur Grossen sollen, wenn möglich, auch ehemalige Mitarbeitende von ihrer Arbeit in den Fabriken erzählen. Die Trückligruppe aus Adelboden zeigt, wie die ersten Zündholztrückli in Heimarbeit hergestellt wurden.

Broschüre

In einer Broschüre ist die Geschichte der Zündhölzli-Industrie umfassend zu lesen und mit Bildern dokumentiert. Hans Egli hat in Archiven und Literatur geforscht und bereits folgendes provisorisches Inhaltverzeichnis verraten:

  • 1850–1865: Die Anfänge
  • 1865–1881: Die ersten gesetzlichen Regulierungen
  • 1881–1882: Das erste Verbot der Phosphorhölzchen
  • 1882–1899: Die Phosphorhölzchen sind zurück
  • Ab 1900: Die Zeit der Sicherheits- und Schwefelhölzchen
  • Anhang: Fabrikanten und Fabriken

Museum

In der ehemaligen Zündhölzlifabrik Kanderbrück stellt uns die Firma Brügger Holztechnik GmbH Räume für ein Zündhölzlimuseum zur Verfügung. Gegenstände und Fotos werden ausgestellt und beschrieben. Auch ein Kurzvideo liefert interessante Informationen. Kinder sollen Rahmen mit Zündhölzli füllen können, um selber zu erfahren, welche mühsame Arbeit seinerzeit viele Kinder in den Betrieben und in Heimarbeit zu erledigen hatten.

Zündhölzlitag

An diesem Tag – geplant im Frühjahr 2020 – wird der Vortrag mehrmals zu hören, die Trückligruppe zu beobachten, die Broschüre zu erwerben und das Museum zu besuchen sein.

Die Kulturgutstiftung freut sich, der Bevölkerung und Interessierten diesen wichtigen Teil der Frutigländer Industriegeschichte vorstellen zu dürfen.