2004 Ausstellung Schiefer und Kohle

Einen grossen Erfolg erzielte die Stiftung mit der vom 11.11 bis 10.12. 2004 durchgeführten Ausstellung «Frutiger Schiefer und Kandergrunder Kohle». Inhalt war der Abbau der beiden Stoffe im Kander- und Engstligental. Neben der Ausstellung im Landhaus wurden Vortragsabende organisiert und eine Broschüre erstellt, die innert kurzer Frist vergriffen war.

Bilanz des OK nach der Ausstellung

Ausgangslage: In den Zielen der Kulturgutstiftung legten wir fest, dass wir mit einzelnen Arbeitsthemen an die Öffentlichkeit treten wollen. Im Frühjahr 2004 beschlossen wir, die Themen Schiefer und Kohle im Herbst 2004 zu präsentieren.
Folgende Gründe sprachen dafür:

  • Beide Themen bedeuten für Frutigen wichtige ehemalige Industriezweige.
  • Die Stiftungsratsmitglieder Fritz Allenbach und Benjamin Graf hatten bereits umfangreiches Material gesammelt und sich grosses Wissen angeeignet.
  • Noch leben ehemalige Arbeiter und andere Zeitzeugen. Sie sind jetzt in einem hohen Alter und werden ihr Wissen bald nicht mehr weitergeben können.
  • Die Stollen zerfallen von Jahr zu Jahr mehr.

Projektidee: Während einer Woche wollten wir das Wissen, die Erinnerungen und Materialien zum Schieferabbau in den Frutiger Spissen im letzten Jahrhundert und dem Kohleabbau in Kandergrund während des Zweiten Weltkrieges auf vier Ebenen darstellen.

  • Ausstellungen mit Bildern, Werkzeugen, Plänen, Modellen, einer Powerpoint-Präsentation usw.
  • Vortragsabende mit Zeitzeugen und Zeitdokumenten. Die Vorträge sollten auf Video aufgezeichnet werden.
  • Führungen und Kontakte mit Schulklassen
  • Broschüre «Frutiger Schiefer und Kandergrunder Kohle». Die Idee zur Broschüre wurde erst geboren, als sich zeigte, wie umfangreich und interessant das Material für die Ausstellung war.

Realisierungen: Die Ausstellungen: Im Kellergeschoss des Hotels Landhaus Adler in Frutigen wurde der Schieferabbau gezeigt. Mit einem nachgebildeten Stolleneingang samt Schienen und Wagen, Werkzeugen, einem Relief der Gruben in der Wildi (erstellt nach Originalplänen durch Lehrer und Schüler aus Ried), vielen Bildern, einem Seil und dem dazugehörenden Rölli, wie es zum Überqueren der gefährlichen Gräben verwendet wurde, und einem historischen Schulpult mit Schiefertafeln zeigte die Ausstellung Geologie, Abbau, Verarbeitung, Vermarktung und Anwendung des weichen Frutiger Schiefers. Den Kohleabbau stellten wir im 1. Stock mit vielen Bildern, Dokumenten, einem Modell, einzelnen Kohlestücken und einer Powerpoint-Präsentation dem Publikum vor. Auch ein Abstecher zum Kohlevorkommen im Neat-Tunnelbau wurde gemacht.

Vier ehemalige Schieferarbeiter erzählen unter der Gesprächsleitung von Fritz Allenbach von ihrer Arbeit in den Schiefergruben.

Die Vortragsabende

Schiefergruben: Nach der Einführung mit Dias von Fritz Allenbach folgte ein historischer Film von Hans Lörtscher. Als Höhepunkt des Abends berichteten vier ehemalige Grubenarbeiter über die Arbeitsgänge, den Alltag, die Mühsal und Freuden und die Gefahren in den verschiedenen Gruben. Eine Volksmusikgruppe aus den Spissen umrahmte den Abend.

Kohlegruben: Der ehemalige Betriebsleiter Herr Böhringer kam extra aus Zürich angereist. Er erzählte spannend über den Kohleabbau an Schlafegg, einem kriegswirtschaftlich wichtigen Projekt.
Diavortrag: In einem Diavortrag stellte Herr Ruch den Schieferabbau in den Rahmen der Lebensgemeinschaft einer benachteiligten Randregion. Schüler der Musikschule Frutigen lockerten den Abend musikalisch auf. Der Anlass wurde wegen dem riesigen Interesse zweimal im Kirchgemeindehaus wiederholt.

Die Führungen mit Schulklassen: Während der Ausstellungswoche wurden die Schulen im Amt Frutigen zu einer einstündigen Führung durch die Ausstellung eingeladen. Mitglieder der Kulturgutstiftung, ehemalige Grubenarbeiter und der Schiefer- und Spissenkenner Ernst Ruch betreuten dabei die Schulklassen. Ein kleiner Wettbewerb spornte sie zu genauem Hören und Lesen auf.

Die Broschüre: Fritz Allenbach schrieb den Teil über den Schiefer und Benjamin Graf verfasste die Texte über die Kohle. Die Broschüre wurde in einer Auflage von 950 Stück gedruckt.

Ein originalgetreues Modell der Schiefergrube Lindi: Ein eindrückliches Tischmodell der Schiefergrube Lindi war eines der Schmuckstücke unserer Ausstellung. Die Schule Rinderwald hat speziell für uns angefertigt. Es befindet sich wieder im Schulhaus Rinderwald.

Ein überwältigender Erfolg

  • Die Ausstellungen waren sehr gut besucht. Aus personellen Gründen konnten die Ausstellungen nicht verlängert werden. Es kam immer wieder zu angeregten Gesprächen. Erinnerungen an die harte, anspruchsvolle Grubenarbeit wurden ausgetauscht und weitergegeben. Wir erhielten Hinweise und Angebote zur Sicherstellung von weiteren Werkzeugen, Dokumenten und Geräten.
  • Am Kohleabend mussten zahlreiche Besucher wieder heimkehren, denn der Saal vermochte nicht alle Interessierten zu fassen. Selbst Stehplätze gab es keine mehr. Wegen der weiten Anreise des Referenten konnte der Abend leider nicht wiederholt werden.
  • Der Schieferabend wurde zweimal wiederholt. Der Landhausaal war an allen drei Abenden gestossen voll. Es kamen nicht nur die älteren Semester, auch sehr viele Enkelkinder wollten wissen, wie es damals eben war. Die ehemaligen Schieferarbeiter genossen die Abende genau so wie die Besucherinnen und Besucher. Sogar Autogramme in die Broschüren wurden verlangt.
  • Die Führungen mit Schulklassen übertrafen alle unsere Erwartungen. Der Stundenplan war von morgens bis abends restlos ausgebucht. Der Wettbewerb wäre gar nicht nötig gewesen, denn die Autorität der echten, realen Begegnung mit den 80jährigen, hörbar kurzatmigen Grubenarbeitern und ihren Berichten wirkten eindrücklich. Die Jugendlichen klebten förmlich an den Lippen der Erzähler.
  • Die Powerpoint-Präsentation zur Ausstellung war bei Alt und Jung sehr beliebt. Verschiedene Schulen bestellten sie als Dokumentation.
  • Die Broschüre: Am Ende des Anlasses waren die Broschüren bis auf einige Exemplare ausverkauft. Meinungen dazu: Das schicke ich den Meinen ins Unterland. Ich habe nicht gewusst, dass Bergbau so spannend geschildert werden kann. Die Broschüre gibts hier
  • Die Besucherzahlen: 700 Kinder in 36 Klassen nahmen an Führungen teil – 800 Personen besuchten die Ausstellungen – 2’100 Begeisterte erlebten die Vortragsabende – total 3’600 Eintritte dürfen als Minimum geschätzt werden
  • Musikalische Umrahmungen: Unsere Vorträge wurden von folgenden Gruppen musikalisch umrahmt: Musikkapelle Kandergrund, Ländlermusik Rinderwald, Posaunenchor Frutigen, Musikschule Frutigen.

DVD von den Schiefer- und Diavorträgen sowie Broschüre

Von den Vorträgen wurden Videos aufgezeichnet. Zudem wurde eine Broschüre zum Thema erstellt. Diese sind im Kiosk erhältlich.

Die Kulturgutstiftung ist auf dem richtigen Weg

Wichtige Dokumentationen wurden geschaffen:

  • Die Geschichte und Geschichten von Menschen und Arbeiten in schwierigen Zeiten und eines Wirtschaftszweiges, der die Abwanderung aus den Spissen verhinderte, lebte dank unserer Ausstellungswoche weiter!
  • Dass vor rund 60 Jahren in Kandergrund Kohle abgebaut wurde, ist auf eindrückliche Weise dokumentiert und in Erinnerung gerufen worden.
  • Die Videoaufnahmen werden schon bald ein wichtiges Zeitdokument sein.
  • In manchem Büchergestell wird unsere Broschüre griffbereit sein.

Qualität ist wichtig: Wir wollen keineswegs wissenschaftliche Ansprüche erheben. Doch sollen unsere Dokumentationen die Kultur im Frutigland stets seriös und ehrlich darstellen. Das hat uns die Erfahrung an dieser Ausstellungswoche deutlich gezeigt. Auch an die Archivierung stellen wir grosse Anforderungen.

Die Kulturgutstiftung konnte sich erfolgreich präsentieren

  • Viele Kontakte zu Kulturinteressierten konnten geknüpft werden.
  • Verschiedenes Material (Bilder, Berichte, Pläne, Werkzeuge, Maschinen) wurde der Kulturgutstiftung geschenkt.
  • Der Aufruf, uns beim Sammeln und Dokumentieren der einheimischen Geschichte und Kultur zu helfen, stiess auf offene Ohren.
  • Uns kennt man jetzt.

Ausblick
Unser Ziel, regelmässig solche Ausstellungen zu organisieren, wollen wir stets vor unseren Augen sehen; auch im Wissen, dass nicht bei allen unseren Arbeitsthemen ein so grosser Erfolg möglich sein wird.

Unsere Hauptaufgabe bleibt das Recherchieren, Sammeln und Dokumentieren der einheimischen Kultur.