Brauchtum / Sagen
Brauchtum und Sagen prägen die Bergwelt – so auch im Frutigland. Eine Übersicht geben die Publikationen «Volksbräuche im Jahreslauf» von Edy Wyttenbach, herausgegeben von der Kulturkommission der Volkswirtschaftskammer Berner Oberland, und «Sagen aus dem Frutigland» von Fritz Bach, herausgegeben vom Altels-Verlag (LINK).
Einige Beispiele aus dem Quellenband «Volksbräuche».
Bärgrächnig Adelboden
Dies ist neben dem Adelbodemärit der zweitwichtigste Märit. Wichtiger als der Märit an sich ist jedoch die Angabe an die Alpkommission, wieviele und welche Art Tiere der Besitzer von Bergrechten im Sommer auf die Alp geben will. Dies können eigene Bergrechte oder zugemietete sein. Bergrechte können wie Wertpapiere gehandelt werden. Die Bärgrächnig in Adelboden findet jeweils an einem Freitag für alle Alpen statt.
Gasternpredigt
Diese findet regelmässig am ersten Augustsonntag statt. Die Gasternprdigt ist der älteste bekannte Anlass dieser Art, schon vor mehr als 300 Jahren ging der Pfarrer von Frutigen jeweils während dem Heuet ins abgelegene Kandersteger Bergtal, und versammelte die dort ansässigen Familien zum Gottestdienst. Im Mittelpunkt ist die Gasternbibel, für die jeweils der älteste Bewohner des Tales verantwortlich ist. Dieses Buch wurde 1696 den Gasterntaler für ihre Gastfeundschaft während des Baus des Lötschenpass-Weges geschenkt.
Bunderpredigt
Diese findet meist am letzten Julisonntag statt. Entstanden ist sie aus dem Bedürfnis der den ganzen Sommer auf der Alp verbringenden Familien nach einem Gottesdienst. Weitere Alpgottesdienste gab oder gibt es an Elsigen, Ueschinen, Entschligen, Lurnig und Silleren.
Hahnenmoosdorfet
So wird die Älplerchilbi auf dem Hahnenmoos bezeichnet, oft verbunden mit einem Schwingfest. Heute ist es ein touristischer Anlass, früher trafen sich hier die Sennen aus Adelboden und von den Lenker Bergen. Diese gemütlichen Treffen arteten ab und zu in Kräftemessen aus, auch gerichtliche Nachspiele sind bekannt.
Pelzmartiga Kandersteg
An Weihnachten und am Neujahrstag treiben sich jeweils die Pelzmartiga auf den Strassen von Kandersteg herum. Mit Kettengerassel und Treicheln machen sie einen Heidenlärm, erschrecken die Passanten und dringen sogar in Gasthäuser und Hotels ein. Es sind Burschen, die im neuen Jahr in die Rekrutenschule einrücken müssen, sie sind verkleidet und maskiert, tragen Pelzmäntel und vertreiben die Geister des alten Jahres.
Einige Beispiele aus dem erwähnten Quellenband «Sagen» von Fritz Bach
Die Geister auf Bundalp
Als das Heidentum dem Christentum unterlegen war, da zogen sich auch die bösen Geister mehr und mehr in die höheren und höchsten Alpen zurück. Auf der Bundalp sollen sie einen Bund miteinander geschlossen und viel Vernichtung und Zerstörung herbeigeführt haben. Daher auch der Name Bundalp. Doch ein frommer Mann erlöste die Alp…
Der Niesenmüller
Drei Männer waren weit weg in fremden Landen, als ihnen ein alter Mann verriet, wo der Schlüssel zu einem Goldgemach im Felsen sei. Jeder dürfe jeden Tag eine Handvoll Gold mitnehmen, aber nicht mehr und zu niemandem ein Wort! Doch zwei waren unersättlich und starben deshalb bald. Der dritte prahlte mit seinem Wissen und fand die Goldkammer nicht mehr. Er musste sich als Knecht an einen Müller am Niesen verdingen…
Der Bärenpfad
Die Zahl 1676 finden wir, eingehauen in einen Felsen. Peter Zahler von Frutigen sei hier vom Tschingel zum Gornerengrund aufgestiegen, um einen Bären zu jagen. Heldenhaft kämpft er gegen das grosse Tier, Sieger gab es jedoch keinen…
Das Heidenloch
In der Bäuert Hirzboden in Adelboden führt hoch oben ein tiefer Schacht in die Erde. Er soll heidnischen Flüchtlingen als Aufenthalt gedient haben…
Grenzstreit auf der Gemmi
Berner und Walliser waren des endlosen Streitens über die Grenze müde. So starteten zu gleicher Stunden je einer von ihnen Richtung Gemmi, und wo sie sich trafen, sollte künftig die Grenze sein…
Wie der Blausee seine Farbe erhielt
Sein Wasser unterschied sich eigentlich nicht von demjenigen anderer kleiner Gebirgsseen. Doch eine tragische Liebesgeschichte forderte ihre Opfer – und fortan hatte der Blausee seine Farbe…