Schieferabbau und -verarbeitung

Bergbau war und ist harte Arbeit. Jeden Tag in die engen Stollen hinein, die Gefahr von Gasexplosionen und Staublungen. Und trotzdem hat diese Art des Verdienstes im Kandertal vielen Familien das Überleben gesichert. In den Jahren ab 1837 bis 1977 wurde an mehreren Stellen in den Spissen zwischen Frutigen und Adelboden Schiefer abgebaut.

1786 wurde in Mülenen erstmals im Auftrag des Staates Schiefer für das Decken von Dächern abgebaut. Besonders nach dem Dorfbrand von Frutigen im 1827 war grosser Bedarf, da Schindeln verboten wurden. Die Konkurrenz wuchst stetig und 1868 wurde der Abbau in Mülenen aus wirtschaftlichen Gründen definitiv eingestellt. Grössere Bekanntheit weit über die Schweizer Grenze hinaus erwuchs den rotlinierten Schiefertafeln und Griffeln, deren Rohmaterial ab 1837 unter teilweise kaum mehr nachvollziehbaren Bedingungen abgebaut wurde. Nicht unerwähnt darf die Silikose, die Staublunge bleiben. Etliche der Arbeiter erlitten einen frühen Tod. Und trotzdem waren sie auf diese gefährliche Arbeit angewiesen, um in den Spissen bleiben– respektive überhaupt existieren zu können. Neben den Gefahren in den Stollen selber waren auch die Arbeitswege schwierig. Die Anlagen und Bauten der Schiefergruben «klebten» in den Gräben und an den Hängen. Oft war eine primitive Seilbahn neben einem steilen schmalen Fussweg der einzige Zugang.

1911 wurden 233 Bahnwagen voll Schiefertafeln aus dem Tal geführt, 250 Arbeiter verdienten mit dem Abbau und der Verarbeitung von Schiefer ihr Brot.

Mehrere private Gruben (Heitleren-Gantenbach, Braatschi-Ried, Wildi) wurden in den Spissen betrieben, einige stellten den Betrieb schon bald wieder ein. Die letzte schloss im 1977 ihre Stollen, nachdem die ausländische Konkurrenz zu stark geworden war. Nachdem 1898 die erste Schiefertafelfabrik in Kanderbrück eröffnet wurde, gibt es heute nur noch in Rybrügg die Firma Schiefertafelfabrik Frutigen AG. Hauptsächlich werden dort jedoch ausländische Steine verarbeitet, Schiefer nimmt nur mehr einen kleinen Anteil der Produkte ein.

Ausstellungsstück aus der Schiefergrube Wältiweid

Die 1924 eröffnete Grube Wältiweide-Lintergraben betrieben die Besitzer Gebrüder Schmid. Bis zur Schliessung 1964 arbeitete Ueli Schmid hier als «Schieferwerker». Die Schieferplatten hat er früher von Hand mit dem «Chlöpfer» und dem «Chidel» herausgespitzt. Später erleichterten Schieferfräsen die schwere, zeitaufwändige Arbeit erheblich. Das hier ausgestellte Exemplar war in der Wältiweide im Einsatz und wurde 2015 ausgegraben.

In der Schieferhütte vor dem Grubeneingang spalteten die Arbeiter die Schieferplatten und schnitten sie auf die Grösse der Schiefertafeln zu. Mit einer Materialseilbahn erfolgte der Transport über Kratzern an die Talstrasse und weiter nach Frutigen vor allem zum Bahnverlad und Export nach Deutschland oder auch zur Fertigstellung in die Schiefertafelfabrik Frutigen.

Nach unzähligen geleisteten Frondienststunden konnte das Werk am 17. September 2015 mit einer kleinen Feier eingeweiht werden.

Gerettete Schiefersäge der Grube Wältiweide.

Informationen

  • Die Ausstellungsbroschüre 2004 mit vielen Hintergrundinformationen ist im KIOSK erhältlich.
  • Die Ausstellung 2004 befasste sich mit dem Schiefer- und Kohleabbau im Frutigland