Albert Steiner, Fotograf
gestorben 1965
Albert Steiner gehört zu den herausragenden Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Landschaftsfotografien aus dem Engadin sind auch im internationalen Vergleich einzigartig. Sie haben die Wahrnehmung der Schweiz als Alpenland von zeitloser Schönheit wesentlich mitgeprägt. Inspiriert von Malern wie Giovanni Segantini und Ferdinand Hodler schuf Steiner Bilder, die nicht nur höchsten handwerklichen und technischen Ansprüchen genügen, auch ihre ästhetischen Qualitäten sind beeindruckend.In Albert Steiners fotografischem Werk spannt sich der Bogen von den piktorialistisch inspirierten, wie Gemälde wirkenden Bildern aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis zu den sachlichen, modern anmutenden Fotografien um 1930. Wie kaum ein anderer Schweizer Fotograf seiner Generation fühlte sich Albert Steiner in erster Linie als Künstler. Und im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen war es für ihn selbstverständlich, dass sich die Fotografie dazu eignet, Kunstwerke zu schaffen. Nicht zuletzt darauf beruht die Aktualität seines Werkes.
Der Künstler Albert Steiner
Albert Steiner gehört zu den herausragenden Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Landschaftsfotografien aus dem Engadin sind auch im internationalen Vergleich einzigartig. Sie haben die Wahrnehmung der Schweiz als Alpenland von zeitloser Schönheit wesentlich mitgeprägt. Inspiriert von Malern wie Giovanni Segantini und Ferdinand Hodler schuf Steiner Bilder, die nicht nur höchsten handwerklichen und technischen Ansprüchen genügen, auch ihre ästhetischen Qualitäten sind beeindruckend. In Albert Steiners fotografischem Werk spannt sich der Bogen von den piktorialistisch inspirierten, wie Gemälde wirkenden Bildern aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis zu den sachlichen, modern anmutenden Fotografien um 1930. Wie kaum ein anderer Schweizer Fotograf seiner Generation fühlte sich Albert Steiner in erster Linie als Künstler. Und im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen war es für ihn selbstverständlich, dass sich die Fotografie dazu eignet, Kunstwerke zu schaffen. Nicht zuletzt darauf beruht die Aktualität seines Werkes.
Unter den zahlreichen Fotografen, die sich der alpinen Landschaft gewidmet haben, nimmt Albert Steiner (1877–1965) eine Sonderstellung ein. Ausgebildet in den renommierten Ateliers von Jean Moeglé (Thun) und Frédéric Boissonas (Genf), inspiriert von Malern wie Giovanni Segantini und Ferdinand Hodler gelang es ihm, sein eigenes Staunen über die unberührte Bergwelt in traumhaft schöne Bilder zu übersetzen. Während 46 Jahren lebte und arbeitete Steiner im Engadin. Hier fand er jene paradiesische Urlandschaft, die seiner Sehnsucht entsprach. Steiners Landschaftsbilder sind Metaphern einer tiefen Naturverehrung, einer unermüdlichen Suche nach zeitlosen Werten und universellen Wahrheiten – sorgfältig aufgebaute, lichtdurchflutete und spektakuläre Szenerien, die mitunter die Erfahrung menschlicher Nichtgkeit zum Ausdruck bringen.
Zwischen 1910 und 1930 erreichte Albert Steiners Schaffen seine volle Blüte. In diesen zwei Jahrzehnten setzten sich in der fotografischen Avantgarde neue Auffassungen über das Wesen und die Möglichkeiten der Fotografie durch. Der Piktorialismus, der mit malerischen Effekten, weichen Konturen und Tonungen sowie mit romantischen Motiven die Fotografie zu veredeln versucht hatte, geriet immer mehr in Verruf. Die Vertreter der Moderne propagierten eine Bildsprache, die auf Direktheit, Sachlichkeit, klaren Formen und strengen Kompositionen beruhte. Gestochen scharfe, neutral graue und möglichst unbearbeitete Hochglanzabzüge verdrängten um 1930 allmählich die Edeldrucke auf Mattpapier und farbigen Unterlagen.
Der Wandel von der alten zur neuen Fotografie spiegelt sich deutlich in Steiners Werk. Viele seiner früheren Aufnahmen orientieren sich an piktorialistischen Techniken und Bildauffassungen, und auch in späteren Jahren produzierte er gemäldeähnliche Vergrösserungen. Daneben zeichnen sich Steiners Fotografien aber immer wieder durch prägnanten Bildaufbau, Interesse an Oberflächen und Strukturen oder durch einfache und direkte Darstellung des Gesehenen aus. In dieser Hinsicht ist Albert Steiner auch der Moderne verpflichtet. Das zeigt sich nirgends deutlicher als in den sogenannten Kontaktabzügen, welche die volle Bildinformation der Glasnegative (18×24 cm) im Massstab 1:1 wiedergeben. Diese bilden nicht nur den Grundstock seines Archivs, sondern auch die Vorlagen für Reproduktionen in zeitgenössischen Zeitschriften und Büchern – so etwa für Steiners Werk Schnee Winter Sonne (1930). Es ist das erste reine Fotobuch der Schweiz, das einer modernen Auffassung von Fotografie entspricht. Vergleichbar dem ungleich berühmteren Die Welt ist schön (1928) von Albert Renger-Patzsch, einem Klassiker der Neuen Sachlichkeit.
Steiners intensive, ja fast obsessive Beschäftigung mit der Bergwelt entspringt einer eigenständigen künstlerischen Vision. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen war es für ihn selbstverständlich, dass sich die Fotografie dazu eignet, Kunstwerke zu schaffen – Kunstwerke, die nicht nur die Wirklichkeit dokumentieren, sondern auch Seelenzustände und eine innere Haltung widerspiegeln. So gesehen gibt es in Steiners Werk auch Parallelen zu heutigen künstlerischen Tendenzen und dem wieder erwachten Interesse am Schönen.
Lebenslauf
- 1877: Geboren in Frutigen als ältester Sohn von acht Kindern eines Bäckermeisters.
- 1880: Die Familie zieht nach Thun und eröffnet dort eine eigene Bäckerei.
- 1892: Beginnt beim Vater eine Bäckerlehre, die er nach wenigen Wochen abbricht.
- 1892–1897: Fotografenlehre beim Thuner Fotografen Jean Moeglé. Nach dem Tod der Mutter muss Steiner die Lehre unterbrechen, um in der Munitionsfabrik Geld zu verdienen.
- ca. 1897: Eintritt ins international bekannte Atelier des Genfer Fotografen Fred Boissonnas.
- 1898–1901: Tod des Vaters. Rückkehr nach Thun und Übernahme der Bäckerei bis 1901. Wird Mitglied des Schweizerischen Alpenclubs und unternimmt in der Freizeit zahlreiche Bergtouren. Fotografiert im Hochgebirge. Steiner sehnt sich nach künstlerischer Tätigkeit ohne Kommerz. Er setzt sich intersiv mit religiösen Fragen auseinander und findet aus christlichem Glauben zu einer sehr persönlichen Naturverehrung.
- 1901: Wiederaufnahme der Arbeit in Boissonnas Genfer Grossbetrieb. Mehrwöchige fotografische Expedition für Boissonnas in den Bergen um Chamonix.
- 1904: Eigenes Fotostudio in Genf. 1. Preis für «Freilichtstudien» an Zürcher Ausstellung.
- 1905: Eröffnung eines Fotostudios in Bern mit Bruder Hermann.
- 1906: Übersiedlung nach St. Moritz; Anstellung beim Fotografen und Maler Walther Küpfer. Steiner entdeckt die Engadiner Landschaft auf sonntäglichen Bergtouren. Seine Landschaftsbilder finden guten Absatz, der blühende Tourismus trägt zum wirtschaftlichen Erfolg bei.
- 1909: Eröffnung eines eigenen Fotostudios in St. Moritz, Ausstellung eigener Arbeiten.
- 1910: Meisterkurs in München.
- 1910: Ehe mit Helene Hirsbrunner, die wesentlich zum Aufbau eines lukrativen Postkartenhandels beiträgt. In den folgenden Jahrzehnten wird Steiner zum wichtigsten Bildlieferanten für die Engadiner Tourismuswerbung. Zwischen 1911 und 1920 kommen fünf Kinder zur Welt: Hans, Albert, Margrit, Fritz, Heidi.
- 1914: Ausbruch des Ersten Weltkriegs; zahlreiche Diensttage als Fotograf und Festungspionier.
- 1915: Zusammen mit dem Fotografen Robertson Eröffnung eines gemeinsamen Ateliers für Porträtaufnahmen, das bis ca. 1919 besteht.
- 1917: Bei militärischer Erkundungsmission im Gebirge gerät Steiner für drei Wochen in italienische Kriegsgefangenschaft.
- 1924: Eröffnung eines Ateliers in den Räumen des ehemaligen Restaurants «Innfall». In den 20er Jahren fotografiert Steiner im Auftrag des Elektrizitätswerks St. Moritz wiederholt die Eisbildung im St. Moritzersee zu wissenschaftlichen Zwecken. Aufträge für Engadiner Grand-Hotels. Der Kurverein St. Moritz bietet Originalfotografien von Steiner zum Kauf an.
- 1927: Engadiner Landschaften mit Begleittext von Erwin Poeschel.
- 1930: Ausstellung «60 auserlesene Oberengadiner Sommerbilder» im Grand Hotel St. Moritz. Schnee Winter Sonne mit Text von Felix Moeschlin. Steiners Landschaftsbilder finden internationale Verbreitung in Büchern und Zeitschriften.
- 1937: Karl Foerster, Albert Steiner, Blumen auf Europas Zinnen.
- 1938: Die vier Jahreszeiten. Wort und Bild mit Texten von Gottardo Segantini.
- 1939–1944: Massiver Auftragsrückgang aufgrund des Zweiten Weltkriegs.
- 1950: Selbstmord des Sohns Fritz während des Aktivdienstes.
- um 1944: Serie über Stauseen und andere Anlagen der Kraftwerke Oberhasli im Auftrag der Bernischen Kraftwerke AG. Bernische Kraftwerke und Kraftwerke Oberhasli mit Beiträgen Steiners (1946).
- 1948: Winter-Olympiade in St. Moritz. Steiners Fotografien werden in zahlreichen Werbeprospekten und Broschüren für Tourismus und Sport verwendet.
- 1949: Übergabe des Geschäfts an Sohn Hans; Übersiedlung mit Gattin nach Frutigen.
- 1965: Tod Albert Steiners.